Dies ist ein regelmäßig stattfindender Online Räucherabend über Zoom, bei dem alle Teilnehmer*innen in ihrer Umgebung nach der gleichen Pflanze Ausschau gehalten haben und mit ihr in Kontakt gegangen sind. Es werden Wurzel, Stiel, Blätter und Blüten nacheinander gemeinsam verräuchert und alle dabei auftretenden Wahnehmungen geteilt. Das Ergebnis wird als Mitschnitt und Protokoll festgehalten.
Wir erforschen auf subtile Weise der Geist der Pflanze indem wir einen gemeinsamen Raum bilden, der rein energetischer Natur ist und dennoch von einer starken Körperlichkeit geprägt wird. Auch das Gefühlszentrum ist involviert, da Riechen ein Vorgang ist, der wesentlich im Limbischen System (Schaltzentrale der Gefühlswelt) Resonanzfindet. Wir aktivieren die Imaginationskraft und erlauben dem Duft-Eindruck der verräucherten Pflanzenteile, uns voll und ganz einzunehmen.
Das Ergebnis dieser Treffen ist immer so überzeugend, dass sofort sowohl Pflanze als auch der Termin für das nächste Panel festgelegt wird. Im Verlauf der vergangenen Jahre ist auf diese Weise schon ein eindrucksvolles Kompendium entstanden und es geht weiter!
Hier ist das Ergebnis vom August 2021 protokolliert von Annette Mader:
Oregano (Origanum vulgare)
Dost, Wilder Majoran, Wohlgemut, Müllerkraut

Das Thema der Pflanze –
Das Thema der Pflanze: Aus der Anspannung herausholen und den Kopf ruhigstellen.
Geschichte:
Bereits in der Antike wurde Oregano/ Dost als Gewürz- und Heilpflanze genutzt, in Ägypten Osiris zugeordnet und im Mittelalter gegen böse Geister benutzt. Es sollte auch vor Hexen schützen. Er gehört zu jenen Heilpflanzen, die seit alter Zeit als Bestandteil in Kräuterbuschen Verwendung finden. Diese gebundenen Kräutersträuße werden alljährlich an Mariä Himmelfahrt (15. August) in der Kräuterweihe gesegnet und dann im weiteren Verlauf des Jahres, in den Rauhnächten zum Schutz von Haus, Hof vor bösen Geistern, Unglück sowie Katastrophen jeglicher Art in Räucherpfannen auf glühender Holzkohle verräuchert. (Räucher-Guru)
Wurzeln:
Die Wurzeln des Oregano sind unterirdisch sehr verbunden und trotzdem nicht stark in der Erde verhaftet. Sie lassen sich leicht herausziehen. Ihr Duft kommt astralisch, tierisch, riecht nach Moschus und stellt eine Verbindung zum Tierreich her. Er wechselt zu sandig, erdig, wird dann warm, süß und duftet nach Vanille. Die Weichheit wandelt sich in Strenge. Der Duft der Wurzel will nicht mit der Feder bewegt werden. Er möchte von alleine aufsteigen und fordert diese Zeit zum Riechen ein. Er zieht in die Nase und löst ein leichtes Kribbeln aus. Von dort breitet er sich in den Bauchraum aus. Etwas Leichtes, sanft lockendes kommt immer wieder durch. Es ist die Verführung selber, die Insekten anlockt und auch uns auffordert, uns der Leichtigkeit hinzugeben, uns hin und her zu wiegen wie ihre Stiele im Wind. Es taucht ein Bild auf: Ein altes, russisches Mütterchen mit grauen Haaren, die zu einem Knoten gebunden sind, eine Brille auf der Nase, die Kindern teils grausliche Geschichten erzählt.
Der Duft zieht weiter durch die Nase und weckt unsere körperliche Präsenz. Er breitet sich über den Nacken, die Schulterblätter bis in die Arme aus und wirkt zentrierend. Er lässt in die Mitte kommen. Sein Feuerelement wirkt abwechselnd von streng – anstrengend, bis weich – entspannend. Seine Energie steigt im Körper hinab bis zu den Füßen und darüber hinaus. Er ist stark erdend. Ein Licht steigt aus der Mitte auf und führt unsere Hände zu einer liebevollen Umarmung um die rauchenden Wurzeln. Er vermittelt, einfach Sein, das Sein erfahren, dran sein! Einige Wurzeln fangen plötzlich an zu glühen ohne zu verbrennen.Diese Glut wird gebraucht, um neue Wurzeln zu schlagen.
Stiele:
Der Duft der Stiele erinnert an zarten Heuduft. Er will Beachtung und wirkt zuerst in der Nase. Bei manchen trocknet er die Schleimhäute aus, bei anderen regt er deren Produktion an. Der Mund wird mit einbezogen und der Speichelfluss aktiviert. Das ganze Gesicht und der Mund werden zu einem Lachen geformt, ohne dass Töne entstehen. Der Duft wird karamellig, wird bunt, dann wieder genau das Gegenteil. Auch hier kommt die Aufforderung, sich sanft wie im Winde, hin und her zu wiegen und er zaubert ein Lächeln ins Gesicht. Der Duft der Stiele zieht aus der Hüfte über die Rückseite der Beine hinunter bis in den Boden. Der Kopf ist abgestellt, absolut ruhig und dennoch wach.
Blätter:
Die Blätter kommen sofort mit einem sehr starken, mächtigen Duft. Er riecht hintergründig leicht nach Minze und Eukalyptus und ist sehr aromatisch. Er zeigt eine gewisse Wildheit mit einer Energie, die von unten hochschießt. Es ist das Tier, das gebändigt und dessen Energie unter Kontrolle gehalten werden muss. Auch der Duft der Blätter kribbelt in der Nase und bringt zuerst einen starken Bewegungsimpuls. Er ist eine sehr präsente Duftpersönlichkeit, die etwas zu sagen hat. Er wirkt im Brustkorb und vermittelt Wärme und Geborgenheit. Aus der kurzfristigen Wild- und Leichtigkeit führt er in die Ruhe zurück. Das wilde Tier ist gebändigt und alle werden müde. Jetzt wirkt der Duft wie ein Schlafkraut. Aus dieser Ruhe entsteht neue Kraft.
Blüten:
Der Duft der Blüten erinnert an den Duft von Lavendel mit dessen Botschaft, die Schwere flieht vor dem Licht. Es ist ein süßer, sehr vertrauter, schöner Duft, der sich zu einem regelrechten Dufterlebnis entwickelt. Er ist vordergründig, aromatisch, kraftvoll und fokussiert das nährende Prinzip. Das sieht man auch an den Insekten, die in den Blüten ihren Nektar finden. Der Duft ist verführerisch. Man möchte immer noch mehr davon haben. Er regt die Körpersäfte an. Er geht über die Nase in den Kopf und berührt Emotion und Ratio. Der mentale Bereich wird besonders angesprochen. Unter dem Scheitelchakra sammelt er sich kreisend, so, als ob er eine Öffnung finden will. Er sucht einen Ausgang, eine Lösung, einen Ausweg!! Der kann jedoch nur auf der bewussten Ebene gefunden werden. Die kleinen Dinge, die drum herum sind, wollen beachtet werden. Daraus resultiert große Verantwortung.
Es entsteht eine tiefe Dankbarkeit für alles was ist. Diese Dankbarkeit hat eine Intensität von 90 %. Was sind die restlichen 10 %? Was will geöffnet werden, damit es ein Ganzes ergibt?
Gesamt:
Der Oreano bewegt sich leicht im Wind. Mit dieser Windbewegung zeigt er seine Leichtigkeit und fordert uns auf, uns zu bewegen, hin und her zu wiegen in absoluter Harmonie und Freude.
Der Duft des Oregano ist voller Symbole. Er zeigt Feuer, Herz, Urweiblichkeit, wildes Tier. Es ist überraschend, welche Gefühle er auslöst. Er bringt sehr stark in die Ruhe, in die Zentrierung, unterstützt das „sich annehmen“, stärkt den mütterlichen, weiblichen Aspekt. Er erinnert an die Göttinnen-Pflanze Artemisia. Der Oregano zeigt eine gewisse Wildheit mit einer Energie, die von unten hochschießt. Das Bild der alten Frau bringt die Verbindung unverkennbar zu Russland. Dort gibt es noch Bären, die durch das wilde Tier symbolisiert werden. Es will gesehen werden, auch wenn es nicht loslegen darf. Es muss gebändigt, und seine Energien unter Kontrolle gehalten werden damit es auf unsere Schöpfungsaufgabe ausgerichtet wird und am Erhalt der Schöpfung aktiv teilnimmt. Das ist eine Haltung!!! Nicht als Druck, sondern als Ausdruck unseres Selbst, der wahren Identität. Er wirkt am Tor der Werte. Zur persönlichen Entwicklung kann man ihn eine Woche lang jeden Tag räuchern und sich fragen, was löst er jetzt in mir aus?
Anwendungen:
reinigend, antiseptisch, antimykotisch (antifungal), antibakteriell, schützend, stärkend
Anwendung in der Räucherheilkunde: Grippe, Bronchitis, Fieber, Asthma, Appetitlosigkeit, Keuchhusten, Nasennebenhöhlenbeschwerden
Nutzung als Heilpflanze: In der Naturheilkunde wird Dost schon seit langer Zeit als Heilpflanze bei gesundheitlichen Beschwerden wie Husten, Menstruations-beschwerden, Mund- und Rachenentzündungen sowie bei Verdauungsstörungen angewandt. Die Volksmedizin der Antike kannte Oregano zudem als Mittel zur Förderung von Geburten.